Bründl - Kapelle

Eindrücke der feierlichen Segnung der neu renovierten Bründlkapelle am 16. Aug. 2008 durch den Verschönerungsverein Ernstbrunn und der Landjugend Korneuburg.
Freiwillige Helfer der Totalsanierung

  Segnung am 16.Aug.2008
feierliche Einsegnung der ren. Bründlkapelle
freiw. Helferinnen bei der Segnung

Segnung 16.Aug.2008 der neu renovierten BründlkapelleDas Heilbad in Bründl

Geschichte: Etwa einen halben km südlich des ehemals kleinräumigen Marktes Ernstbrunn – am Weg nach Simonsfeld – befand sich in einem Tal (heutige Bründlgasse) eine Quelle, die schon im Mittelalter gefasst worden war und als heilkräftig galt.
1432 ist diese Heilbründl erstmals urkundlich erwähnt. Damals war es schon gefasst und wurde für Kuren benutzt. Daneben stand eine hölzerne Kreuzsäule. An dieser hingen Votivtafeln (Gedächtnisbilder) und Wachsopfer von Geheilten.
1701 ließ der durch dieses Wasser vor dem Tode gerettete Marktarzt Hans Hartmann eine gemauerte Säule (Bildstock) und
1702 eine Holzkapelle errichten und für diese ein Marienbild anfertigen. Da diese Kapelle aber schon bald zu klein wurde, begann man
1710 mit dem Bau einer Kirche, die 1715 fertig war.
26.10.1715 wurde das hochverehrte Bild feierlich in die Bründlkirche feierlich übertragen. Mit dem Bau der Kirche lag das Bründl nun im Inneren der Kirche.
5.8.1724 wurde die Kirche vom Bischof von Passau Joseph Dominikus Graf von Lamberg (1723-1761 Bischof von Passau) im Beisein von „vielen tausend Menschen“ konsekriert. Sie enthielt vier Altäre. Der Hochaltar trug das Marienbild. Die Seitenaltäre waren dem Hl. Franz von Paula, dem Hl. Joseph und dem gekreuzigten Christus geweiht. Als Jahrestag der Weihe wurde der Sonntag nach „Maria Schnee“ bestimmt.
Außer der Sakristei gab es dort – wie in anderen Wallfahrtskirchen auch eine
Schatzkammer:
Hier befanden sich nebst damals sehr häufig einlangenden wächsernen Opfergaben (Darstellung geheilter Glieder aus Wachs oder Darstellung von Dingen, für dies man betete) 91 Krücken, 237 Opfertafeln (Votivtafeln) und Silbervotive, auf denen Namen, Datum und Ereignis verzeichnet waren. Diese für die Religionsgeschichte und Volkskunde unserer Gegend sehr aufschlussreichen Gegenstände gingen leider nach der Schließung der Kirche verloren.
Wallfahrtsziele waren das Bründl und das Marienbild.
Bründl:
Ursprünglich gab es hier ein gemeinsames Bad, doch 1703 stellte man zwei Badehütten (Frauen, Männer) auf, in die das Wasser geleitet wurde. Heilung erhoffte man durch Bäder und Waschungen bei Augenleiden, Kontrakte und ähnliches, oder aber auch durch Trinken bei Erbrechen, Blutgang, Fieber, Fraisen, Kindsnöten u.a. Das Wasser wurde auch mitgenommen.
Das Marienbild:
ist eine Kopie des Bildes von Lucas Cranach d.Ä. (1474 – 1533) in der St. Jakobs – Domkirche in Innsbruck. (Eine weitere Kopie dieses Originals befindet sich auf dem Mariahilfberg bei Passau). Es wurde um 1701 auf Holz gemalt und wird jetzt in der Seitenkapelle (Marienkapelle) der Pfarrkirche Ernstbrunn verehrt. Eine Kopie dieses Bildes befindet sich in der Bründlkapelle.
Wallfahrtsandenken:
wurden in Verkaufsständen vor der Bründlkirche angeboten. Hier wurde auch das Andachtsbild „Mariahilf“ verkauft, dem ein Gebet beigedruckt war.
Seelsorge an Wallfahrtstagen:
1729 wurde für den Beichtdienst und für die Messen und auch für die Pfarre Ernstbrunn ein Kollegium der Petriner errichtet, das im Sommer aus sechs, im Winter aus vier Priestern bestehen sollte. Zwei weitere führten eine lateinische Schule.
1750 wurden täglich vier, fünf und noch mehr Messen gefeiert, an Sonntagen auch ein gesungenes Amt. Am Samstag gab es den Rosenkranz und die gesungene Lauretanische  Litanei. Nach dem Mirakelbuch kann man schließen, dass vor allem weltliche Anliegen die Wallfahrer anzogen. Im Mittelpunkt stand aber trotzdem das Religiöse: „Viel tausend kommen jährlich, die ihre Sünden mit reumüthigen Buß Zähren abwaschen, in allen Anliegen, Nöthen, Trübsalen und Krankheiten ihre Zuflucht hierher nehmen.“
23.8.1783 über das Kreisamt Korneuburg ergeht der Befehl Kaiser Josefs II. zur Schließung der Wallfahrtskirche und Übertragung des Gnadenbildes in die Pfarrkirche Ernstbrunn, welches am 29 8. in aller Stille dorthin gebracht und über dem Tabernakel des Hauptaltars aufgesetzt wurde.
1823 wurde die Bründlkirche abgetragen.
1832 baute man über die Heilquelle ein Schutzdach –
1837 wurde zum Gedächtnis die kleine Marienbründlkapelle errichtet.
Im 19. Jahrhundert kamen die Wallfahrten zum Marienbild in der Pfarrkirche wieder auf. Vor 1914 pilgerten 15 bis 20 Prozessionen nach Ernstbrunn, heute sind es noch zwei: aus Gaubitsch und aus Unter Olberndorf. Um 1760 wurden jährlich 33 Prozessionen gemeldet, zur 50 Jahr Feier 1774 wurden zwischen 1. und 14. August etwa 50 000 Kommunikanten gezählt. Es gab aber auch viele einzelne Wallfahrer.
Das Mirakelbuch:
berichtet nicht nur über das religiöse Denken und Tun jener Zeit, sondern enthält viele Hinweise über die damaligen Krankheiten, die ärztliche Kunst der Bader, auf interessante Ereignisse und das alltägliche Leben. Es gab mündliche Berichte über Geheilte, aber selten Atteste von Amtspersonen. Gebetserhörungen wurden meist in Form von Votivbildern dokumentiert, auf denen das Ereignis in Bildern dargestellt wurde. In den Mirakelbüchern wurden aber auch die Herkunftsorte der Wallfahrer aufgezeichnet: die meisten kamen aus Niederösterreich, einige aus Wien, Südmähren und Ungarn.
Gebetserhörungen:
In Ernstbrunn sind Aufzeichnungen über Gebetserhörungen aus den Jahren 1701 bis 1750          und dann wieder von 1781 bis 1783 erhalten:
in Ernstbrunn:
1704   wurde das Kind des Hans Pauer von langem Fieber befreit
1704   Heilung des Hans Lorenz nach einem Gelübde
1705   Heilung des Stephan Wolfram durch das Heilwasser von starkem Glieder- Reißen.
1705   Heilung des Philipp Kückh und seiner Frau Rosina nach Stiftung von Opfergaben
1705   wurden der Rathauswirt Thomas Pernold, seine Frau Sophia und deren zwei Kinder von gefährlichen Krankheiten geheilt.
1706   Heilung Ferdinand Königs von Erstickungsanfällen
1706   nach einem Opfer kann Susanna König wieder ihre Kinder nähren
1707   Nikolaus Guger – „an Händen und Füßen erkrumet und an ganzem Leib ausgedorrt“ wurde durch das Wasser geheilt
1710   wurde der Torsteher bei der Herrschaft Ernstbrunn- Thomas Wolkewischt  nach Gebrauch des Wassers von großem Gliederreißen geheilt.
1712   fand Johann Georg Schmid „in schwerer Krankheit trostreich Auferstehung“
1715   geriet Ferdinand Schmid durch Schwellung des ganzen Leibes und Gliederreißen
            in lebensgefährliche Fraisen. Nach einem Gelübde wurde er geheilt.
1807   der herrschaftliche Oberpfleger Karl Pleimingher wurde in seiner Wohnung am linken Arm und Bein vom Blitz verbrannt. „Nach Löschung des Feuers am Arm und Ausruf `Jesus, Maria, Josef, Heilbründl` verlor er auf einige Zeit das Bewusstsein,
            ist aber in 14 Tagen an seinem verbrannten Leib geheilt worden“.
            Rock, Beinkleid und Stiefel sind im Oratorium der Pfarrkirche aufbewahrt.
in Steinbach:
1705   wurde Jakob Schilling von gefährlicher hitziger Krankheit geheilt
1906   wurde Martin Schuster von langwierigen Augenschmerzen durch das Wasser befreit
1707   wurde Philipp Rieppl durch das Wasser von einer “Contractur“ geheilt.
1720   verlobte Matthias Piecham sein Kind hieher, das neun Tage die Fraisen hatte.
in Thomasl:
1703   wurden zwei Kinder des Thomas Mittendorfer durch das Bründlwasser von einer großen Geschwulst befreit.
1726   hat sich Matthias Diewald in einer Krankheit mit einer Opfertafel verlobet
in Dörfles:
1704   Heilung der Maria Sarin von großen Kopfschmerzen …

Altes Heilbründl im Inneren der Kapelle – existiert nicht mehr. Heute besteht nur mehr der mit gebrannten Ziegeln gefasste Brunnenschacht zu Füßen der Pieta.
Auszug aus dem Ernstbrunner Heimatbuch Ernstbrunn, Niederösterreich
schon in einem Kaufbrief von 1432, der sich in der Bürgerlade von Ernstbrunn befindet, heißt es: "7tens sieben Joch Ackers an dem Gereuth bey dem heiligen Brunn, davon man dient sieben Pfennig." 1701 stellte der Marktarzt eine hölzerne Kreuzsäule mit einem Mariahilfbild bei dem Brunnen auf, die bald mit Votiven behangen war. Seit 1703 hölzerne Kapelle, 1710 Beginn des Kirchenbaues, der 1715 fertig war, andere Daten sind falsch. Am 26. August 1715 fand die feierliche Übertragung des Mariahilfbildes in die Kirche statt. Die Weihe der Kirche erfolgte erst 1724. Sie mußte 1783 geschlossen werden und wurde 1823 abgetragen. 1832 wurde die Heilquelle mit einem Schutzdach versehen und 1837 neuerlich eine Mariabründlkapelle zum Gedächtnis errichtet. 1759 bis 1783 Wurde die Kirche von Einsiedlern betreut.
Mariahilfbild, Kopie nach Lukas Cranach auf Holz gemalt (um 1701), jetzt in der Pfarrkirche Ernstbrunn betreut auf Seitenaltar, in der neuen Kapelle Kopie davon.

Legende:
Der 1701 erkrankte Wundarzt Hartmann in Ernstbrunn und heilte sich mit dem Wasser des Bründls, worauf er das Bründl fassen ließ und das Mariahilf-Bild in einer Kapelle daneben anbrachte.
Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:
Heilbrunnen. Nach dem Mirakelbuch besonders von Augenkranken und Kontrakten aufgesucht. Ursprünglich gemeinsames Bad. 1763 wurde dies eingestellt und man stellte zwei nach Geschlechtern getrennte Badehütten auf, in die das Wasser geleitet wurde. Meist wurde die Heilung mit Bädern und Waschungen unternommen (im Mirakelbuch 17 Fälle), doch wurde das Wasser auch getrunken (13 Fälle), so bei Blutgang, Erbrechen, Fieber, Fraisen, Kindsnöte und Geschwulst. Das Wasser wurde auch mitgenommen. Die Heilwirkung wurde sogar gegen Mariazell und Maria-Taferl ausgespielt, welche Wallfahrt in einem Falle nicht helfen konnten (Mirakelbuch, 32). Als eine Person Wasser aus ihrem Brunnen trinkt, mit der Bitte, es als Heilwasser zu segnen, wird dies gewährt (Mirakelbuch, 132). In den meisten Fällen scheint aber auf das Wasser kein Gewicht gelegt zu werden.
Bei 213 Gebetserhörungen werden 65 Votivbilder gemeldet, ferner 47 Krücken. Silbervotive wenige, aber zwei interessante, eine Halsröhre und ein Nabel bei Erkrankung an Sand und Stein. Für die Votive war zuerst sogar eine "Nebenhütte" errichtet worden. 11 Silbervotive werden noch im Pfarrhof aufbewahrt. 6 Votivbilder, davon aus den Jahren 1853 und 1860, sind noch heute in der Kapelle. Befunde und Gutachten über die Heilwirkungen worden 1709 und 1739 abgegeben. Zwei Ablässe wurden 1772 für die Wallfahrt erworben. Im Jahre 1760 werden jährlich 33 Prozessionen gemeldet. Zur 50. Jahrfeier im Jahre 1774 fanden sich zwischen dem 1. und 14. August etwa 50.000 Kommunikanten ein. Noch vor dem Wellkrieg erschienen 15 bis 20 Prozessionen, jetzt angeblich nur mehr zwei von Gaubitsch und Unterolberndorf. - Allfälliges: Versehen einer schwangeren Frau (Mirakelbuch, 100).
Andachtsbilder: Schon 1750 mit Gebet als Anhang erwähnt (Mirakelbuch, 63), 18. Jahrhundert. 2 Typen unbezeichnet; 19. Jahrhundert, verschiedene unbezeichnete Verlage.
Mirakelbuch: (Ferd. Unterweger), Kurtz und gründliche Beschreibung des ausser dem hochgräfl. Sintzendorffischen Markt Ernstbrunn befindl. Heyl-Brunns, allwo die allers. Mutter Gottes in ihrer Maria-Hülf-Bildnuss . .. andächtigst verehret wird ... 2. Aufl. Krems 1751, 8°. Die 1. Aufl. erschien Krems 1740 (s. Mirakelbuch, 129), sie ist verschollen. In der 2. Aufl. 213 Gebeterhörungen 1701 bis 1750. Als Handschrift existiert: Aigentliche Beschreibung derienigen merckswürdigen Geschichten, welche beym Heyl-Brunnen mit hiernach Benannthen armseeligen mit unterschidlichen leibs gebrechlichkeiten behaffteten brösshafften menschen von anno 1702 bis unden stehenden dato vnd jähr Vermitels gebrauchten Wassers sich zuegetragen haben. - Im Pfarrarchiv außerdem Aufzeichnungen von 385 Gebeterhörungen bis 1783, ebenso eine Handschrift im Minoritenkloster Asparn a. d. Zaya mit 234 Gebeterhörungen von 1701 bis 1732 unter dem Titel: "Aigentliche Nachricht und Beschreibung von dem Ursprung u. Aufnamb des Heylljgen Bruns .. ."
Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 21 - 23

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AdresseBründlallee
2115 Ernstbrunn

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