Merkersdorf

Luftaufnahme - KG Merkersdorf  Geschichte:
Steinzeitliche Funde lassen auf eine prähistorische Besiedlung schließen. Außerhalb des Ortes rechts der Straße nach Ernstbrunn liegt ein 30 Meter hoher Hügel, volkstümlich „Schlossberg“ genannt. Der Sage nach stand hier ein Schloss. Das spätere Schloss und ein Meierhof lagen an der Stelle der heutigen Pfarrkirche. Vom Meierhof blieb zunächst das Forsthaus. 1972 wurde es abgerissen und ein Wohnhaus errichtet. Im Zuge von Aushubarbeiten für eine Garage wurden große Mengen Asche und Schlacke gefunden, die von der Glockengießerei stammen könnten, wie später in diesem Bericht vermerkt wird. Leider gibt es dazu nur mündliche Aussagen.
Nach geschichtlichen Aufzeichnungen gehörte „Mergersdorf“ seit dem 11. Jh. zu der Herrschaft Regensburg-Orth.
Als erste nachweisliche Besitzer sind die Mergersdorfer (1156–1216 Arbo od. Haerbo von Mergersdorf), die Regensburger Dienstmannen waren, genannt. 1264 letzte Aufzeichnungen über das Geschlecht: Ulrich von Mergersdorf verfügt, dass sein Besitz an das Stift Klosterneuburg fallen soll. Weitere Besitzer: Die Herren von Schaunberg, sie werden durch „Hauspeche“ vertreten, 1476 Hans und Wolf, die Kienberger, 1493 Bernhard v. Zistersdorf, 1539 Einzug des Luthertums. 1499–1556 sind die Eberstorfer Herrschaftseigentümer von Schloss Ernstbrunn. 1544: Im Visitationsbuch wird Siegmund von Eberstorf als Lehensherr genannt. Weiters wird berichtet, dass es seit sechs Jahren keinen Priester gibt. Die Sakramente werden vom Pfarrer aus Maisbirbaum, zeitweise Herzogbirbaum und Schloss Ernstbrunn, gereicht. 1592–1822 sind die Sinzendorfer Herrschaftseigentümer von Ernstbrunn. 1630 sind „Mergersdorf“ und das in Trümmern liegende Schloss im Besitz der Ernstbrunner Schlossherrn. 1693 vermerkt die Chronik von Hagenberg, dass von Johann Casper Schellenberg in der Sinzendorfer Glockengießerei in Merkersdorf drei Glocken für die Hagenberger Kirche gezogen wurden. Diese Glocken wurden 2008 besichtigt. 1719 besagt ein Stiftsbrief, dass Siegmund Rudolf Graf von Sinzendorf den Ort Merkersdorf zu einer Deputats- und Patronatspfarre erhebt. Der Graf hatte einen Pfarrhof unweit der Kirche aus eigenen Mitteln bauen lassen. Dafür musste der Pfarrer jeden Samstag in der Ernstbrunner Schlosskapelle einen Gottesdienst halten. 1730: Ein großer Gönner war Pfarrer Josef Joachim Wiehbauer, der bei der Herrschaft in Ernstbrunn 2000 Gulden anlegte, deren Erträgnis den Unterhalt des Pfarrers erleichterte. 1752 starb Pfarrer Wiehbauer. Mit seinem Testament hinterließ er der Pfarre 10.800 Gulden. An der rechten Seite des Kirchenvorplatzes unter einer Eibe befindet sich das Grab von Pfarrer Wiehbauer, die Grabplatte steht im Vorraum der Kirche. Aus den Zinsen dieses Kapitals, Widmungen und Anleihen der Patronatsherrschaft wurde 1764 ein Neubau der Kirche ermöglicht. Dazu wurden eine Ziegelbrennerei, sichtbar beim Friedhof, und eine Kalkbrennerei östlich der Straße nach Ernstbrunn errichtet.
Die Kirche ist eine spätbarocke Saalkirche (1764) mit durchgehender Rokokoausmalung. Langhauswölbung: Söhne des Zebedaeus, Jakobus u. Johannes mit Mutter. (Math. 20:20-23) Triumphbogen: Wappen der Sinzendorfer und beidseitig Grisaillebüsten (in Grautönen gehalten) von Petrus und Paulus. Säulenkapitelle: 4 Evangelisten, Chor: ein Engel in einer Scheinkuppel, Gemälde: Kirchenpatron: Hl. Jakobus der Ältere und Heilung des Tobias, Seitenaltar: Unterricht Mariens. Die Freskomalerei und die Gemälde stammen von Johann Greippel. Zur Kirche gehören auch ein kostbarer Kelch aus dem Jahr 1777 und ein Fastentuch aus dem Jahr 1800 mit der Darstellung der 13. Station des Kreuzwegs.
1828 übernahm die Fürstenfamilie Reuss-Köstritz die Herrschaft Ernstbrunn. 1909 wurde ein Schulbau notwendig. Die alte Schule wurde abgetragen und eine einklassige Schule mit Lehrerwohnung neu errichtet, später wurde ein größerer Klassenraum mit Lehrmittelzimmer dazu gebaut. Im Jahre 1947 mussten zur Verhütung eines Einsturzes der Kirche kostspielige Stützungsarbeiten vorgenommen werden.
Bis 1966 wurde die Pfarre Merkersdorf von der Pfarre Herzogbirbaum betreut, danach kam sie zum Pfarrverband Ernstbrunn. In dieser Zeit wurde die Schule nach der Pensionierung des letzten Lehrers verkauft, später auch der Pfarrhof mit dem einzigen Bild von Pfarrer Wiehbauer. Die handgeschriebene Bibliothek kam ins Diözesanmuseum nach Wien. 1972 Verkauf des ehemaligen Gasthauses „Zum lustigen Bauern“ an Elfi Althoff-Jakobi (Österreichischer Nationalzirkus). Das Areal wurde als Winterlager genutzt. 1969 wurde Merkersdorf in die Marktgemeinde Ernstbrunn eingegliedert. 1979–1980 erfolgte eine Renovierung der Außenfassade und der Fresken. 1985 wurde die Orgel überholt. 2006–2008 wurden der Hochaltar, Seitenaltäre, das Gestühl und der Fußboden restauriert bzw. instandgesetzt. 2008/09 wurden die Stromleitungen in die Erde verlegt und anschließend „s` Angerl“ (von Anger, der Platz vor der Kirche) umgebaut sowie die Straßen samt Nebenanlagen saniert.
Verfasser: Franz Mantler, März 2009
2:26
KG Merkersdorf


 

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